Weil mir immer wieder ein paar Missverständnisse zum Thema "Mediation" unterkommen, möchte ich heute ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Für mich ist Mediation ein faszinierender Prozess, allerdings auch einer, um den sich einige Irrtümer ranken. Hier sind die 4 häufigsten - und warum sie so nicht ganz stimmen:
1. Der Klassiker: Verwechslung von Meditation und Mediation
In meinem Alltag musste ich schon oft den Unterschied zwischen Mediation und Meditation erklären. Und ehrlich gesagt wundert es mich auch nicht, denn beide Begriffe sind fast identisch und beide kommen im Bereich der persönlichen Entwicklung oder Konfliktlösung vor. Und obwohl beide Wörter friedliche Assoziationen wecken, stehen sie für sehr unterschiedliche Dinge.
Mediation ist ein strukturiertes und freiwilliges Verfahren zur Konfliktlösung, bei der die beteiligten Parteien mit Hilfe einer neutralen und allparteilichen dritten Person - der Mediatorin - gemeinsam eine einvernehmliche Lösung erarbeiten. Kurz gesagt: Mediation ist Teamwork für eine Lösung und konzentriert sich auf Kommunikation und Konsens zwischen 2 oder mehreren Personen.
Meditation hingegen ist eine Praxis der Achtsamkeit und Konzentration, die oft in Stille oder mit sanfter Anleitung stattfindet. Ziel der Meditation ist es, die eigene Aufmerksamkeit zu lenken, den Geist zu beruhigen und zu mehr innerer Klarheit oder Gelassenheit zu finden. Anders als die Mediation ist Meditation eine persönliche, oft individuelle Praxis, die sich auf die eigene innere Balance und das Wohlbefinden konzentriert. Zusammengefasst: Meditation ist "Me-Time" für mehr innere Ruhe und Selbstwahrnehmung.
Wie man sieht: Beides ist wertvoll - aber definitiv nicht dasselbe!
2. "Mediation ist nur was für hoch eskalierte Konflikte!"
Es hält sich hartnäckig das Missverständnis, dass Mediation erst dann sinnvoll ist, wenn ein Konflikt bis zum Anschlag eskaliert ist. Oft genug habe ich gehört: „Erst wenn alle Stricke reißen, machen wir eine Mediation.“ Dieser Gedanke ist auch absolut verständlich, weil Menschen das allein hinkriegen möchten. Allerdings kann Mediation in einem frühen Stadium des Konflikts Wunder wirken und viele unnötigen Spannungen vermeiden.
Denn Konfliktprävention ist deutlich einfacher als Krisenmanagement.
3. "Nach der Mediation ist alles Friede, Freude, Eierkuchen!“
Es wäre natürlich sehr toll, wenn Mediation alle Spannungen lösen und alle Streitigkeiten beseitigen könnte. Leider ist das Leben in der Regel komplexer. Mediation kann zwar dabei helfen, allerdings besteht die eigentliche Herausforderung darin, Vereinbarungen und Lösungen langfristig umzusetzen. Und Konflikte haben nun mal eben die Eigenschaft, immer mal wieder aufzutauchen.
Die gute Nachricht hingegen ist, dass die Beteiligten einer Mediation zumindest wissen, wie sie mit zukünftigen Konflikten anders umgehen könnten - zumindest meistens.
4. „Mediator:innen sagen am Ende, wer Recht hat.“
Leider – oder zum Glück – funktioniert Mediation nicht so. Als Mediatorin bin ich keine Richterin, die entscheidet, wer gewinnt oder verliert. Meine Arbeit besteht vielmehr darin, den Mediationsprozess zu führen und die Kommunikation so zu gestalten, dass die Beteiligten ihre eigenen Lösungen finden. Wer Recht hat und wer nicht, spielt keine Rolle, sondern das Verstehen der Bedürfnisse und Motive der anderen.
Ich hoffe, ich konnte ein paar Missverständnisse aus dem Weg räumen. Und zum Abschluss möchte ich betonen, dass es in der Mediation nicht um Friede, Freude, Eierkuchen geht, sondern um Respekt, Verständnis und die Fähigkeit, mit den Eigenarten anderer zu arbeiten.