Fasching – die Zeit der bunten Kostüme, ausgelassenen Feste und verrückten Verkleidungen. Wir schlüpfen in andere Rollen, verstecken unser Gesicht hinter Masken und spielen für einen Moment eine andere Version unserer selbst. Was allerdings passiert, wenn wir nicht nur zu Fasching, sondern auch im Alltag Masken tragen? Welche Auswirkungen hat das auf unsere Kommunikation – und auf Konflikte?
Masken in der Kommunikation: Schutz oder Hindernis?
Nicht nur an Fasching setzen wir Masken auf. Auch im täglichen Leben verbergen wir oft unsere wahren Gedanken und Gefühle – sei es aus Höflichkeit, Unsicherheit oder Angst vor Ablehnung. Wir verstellen uns, um nicht verletzlich zu wirken, um Erwartungen zu erfüllen oder um einen Konflikt zu vermeiden.
Doch diese Masken können hinderlich sein, wenn es um offene Kommunikation geht. Wer sich dauerhaft hinter einer Fassade versteckt, riskiert Missverständnisse, innere Unzufriedenheit und aufgestaute Konflikte. In der Mediation erlebe ich oft, dass Konflikte nicht entstehen, weil Menschen sich bewusst streiten wollen, sondern weil sie ihre wahren Bedürfnisse und Emotionen nicht klar äußern.
Warum setzen wir Masken auf?
Angst vor Ablehnung: Wir fürchten, nicht akzeptiert zu werden, wenn wir offen über unsere Gefühle oder Meinungen sprechen.
Soziale Erwartungen: Manchmal fühlen wir uns verpflichtet, eine bestimmte Rolle zu spielen – sei es die der starken Führungskraft, der verständnisvollen Partnerin oder des humorvollen Freundes.
Konfliktvermeidung: Statt Spannungen direkt anzusprechen, verbergen wir unseren Ärger hinter einem Lächeln oder einer vermeintlichen Gleichgültigkeit.
Mangelndes Vertrauen: Wenn wir uns unsicher fühlen, zeigen wir lieber eine kontrollierte Version von uns selbst, um keine Angriffsfläche zu bieten.
Fasching als Spiegelbild unserer Kommunikation
Während des Faschings erleben wir ein spannendes Phänomen: Sobald Menschen eine Maske oder ein Kostüm tragen, verhalten sie sich oft ganz anders als sonst. Sie sind mutiger, lockerer oder trauen sich, Dinge zu tun, die sie sonst nicht wagen würden.
Genau das geschieht auch im Alltag – nur subtiler. Wer in einer Konfliktsituation eine emotionale Maske trägt, kann seine wahren Bedürfnisse nicht klar äußern. Gleichzeitig kann eine Fassade auch dazu führen, dass andere uns missverstehen oder falsch interpretieren.
Ein Beispiel: Stell dir vor, ein Kollege ist unzufrieden mit seiner Arbeitslast, sagt aber nichts, sondern lächelt höflich und tut so, als wäre alles in Ordnung. Irgendwann explodiert der angestaute Frust – und der Konflikt eskaliert. Hätte er früher ehrlich kommuniziert, hätte man eine Lösung finden können.
Echte Kommunikation beginnt mit dem Ablegen der Maske
Wie können wir also lernen, unsere kommunikativen Masken bewusst abzulegen? Hier ein paar Impulse:
1. Sich selbst reflektieren: Frage dich: In welchen Situationen setze ich eine Maske auf? Welche Emotionen oder Bedürfnisse verberge ich dabei?
2. Ehrliche Kommunikation üben: Statt Konflikten auszuweichen, versuche, deine Bedürfnisse klar zu äußern – freundlich, aber bestimmt.
3. Aktives Zuhören: Oft tragen auch andere Menschen Masken. Indem wir ihnen aktiv zuhören, ermutigen wir sie, offen zu sprechen.
4. Vertrauen aufbauen: Echte Kommunikation braucht ein sicheres Umfeld. In der Mediation schaffen wir genau diesen Raum, in dem Menschen sich öffnen können, ohne Angst vor Verurteilung.
5. Die Kraft der Verletzlichkeit er- und ankennen: Mut zur Offenheit macht uns nicht schwach, sondern ermöglicht authentischere Verbindungen.
Fazit
Fasching erinnert uns daran, dass wir manchmal Masken tragen. Doch für eine konstruktive Kommunikation ist es entscheidend, sich bewusst zu machen, wann eine Fassade schützt und wann sie uns daran hindert, tatsächlich verstanden zu werden.
Vielleicht können wir den Geist des Faschings nutzen, um uns zu fragen: Wer bin ich, wenn ich keine Maske trage? Und wie kann ich lernen, authentischer zu kommunizieren? 🎭🎉