Gemeinsam wachsen – Dankbarkeit als Teamkultur
- darijatokalic
- 3. Dez.
- 2 Min. Lesezeit
Warum Anerkennung mehr bewirkt als jeder andere Anreiz
Zum Jahresende blicken viele Gründer:innen auf Zahlen, Erfolge und Meilensteine. Doch selten wird innegehalten, um das zu würdigen, was zwischen den Menschen gewachsen ist: Vertrauen, Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung.
In einer Welt, die oft vom „Mehr“ getrieben ist – mehr Output, mehr Wachstum, mehr Reichweite – wirkt Dankbarkeit fast aus der Zeit gefallen. Und doch ist sie eine der kraftvollsten Ressourcen, die Teams haben.
Denn Dankbarkeit verbindet, wo Ziele trennen könnten.
Dankbarkeit ist kein Gefühl – sie ist eine Haltung
In der Mediation erlebe ich häufig, wie schnell der Blick auf das gerichtet ist, was nicht funktioniert. Was fehlt, was anstrengend ist, was besser laufen müsste.
Doch wo der Mangel die Wahrnehmung prägt, geht leicht verloren, was bereits trägt. Dankbarkeit bedeutet nicht, Probleme zu übersehen. Sie bedeutet, den Blick bewusst zu weiten – hin zu dem, was gut ist, was gelingt, was Menschen füreinander tun.
Dankbarkeit ist kein rosa Filter. Sie ist ein realistischer Blick auf das Ganze.
Warum Dankbarkeit Teams stärker macht
Sie schafft Verbindung. Wenn Menschen sich gegenseitig Anerkennung zeigen, entsteht Nähe und Vertrauen – jenseits von Hierarchie und Rolle.
Sie stärkt Resilienz. Dankbare Teams reagieren gelassener auf Rückschläge, weil sie sich ihrer gemeinsamen Stärke bewusst sind.
Sie fördert psychologische Sicherheit. Wer erlebt, dass Leistung und Beitrag gesehen werden, traut sich, ehrlich zu sein – auch in schwierigen Momenten.
Sie senkt Konfliktpotenzial. Ein Klima der Wertschätzung mindert Abwehr und fördert konstruktives Feedback.
Dankbarkeit beginnt bei der Führung
Führung, die Dankbarkeit lebt, schafft eine Kultur, in der Menschen sich gesehen fühlen. Das bedeutet nicht, ständig zu loben – sondern bewusst wahrzunehmen, was andere beitragen.
Eine Führungskraft erzählte mir einmal:
„Ich habe mir angewöhnt, in unseren Teammeetings immer kurz zu sagen, wofür ich gerade dankbar bin. Erst war das ungewohnt – jetzt fangen alle an, es zu tun.“
So entsteht aus einem Moment ein Muster und aus einem Muster eine Haltung.
Wie Dankbarkeit im Alltag spürbar wird
Ein paar einfache, wirkungsvolle Ansätze:
1. Dankbarkeitsminute im Teammeeting. Zum Wochenabschluss: Jede:r nennt einen Moment, für den er oder sie dankbar ist, persönlich oder im Teamkontext.
2. Wertschätzende Rückblicke. Am Ende eines Projekts: nicht nur Learnings teilen, sondern auch würdigen, was gut lief und wer dazu beigetragen hat.
3. Persönliche Anerkennung. Ein spontanes „Danke“ im richtigen Moment wirkt stärker als jedes Jahresgespräch.
4. Dankbarkeit sichtbar machen. Ein digitales Board oder ein gemeinsames Ritual, auf dem Dank ausgedrückt wird, kann Teamverbundenheit stärken.
Dankbarkeit und Konfliktkultur – kein Widerspruch
Manchmal höre ich in Teams:
„Wir wollen ehrlich miteinander sein, da passt Dankbarkeit nicht rein.“
Doch das Gegenteil ist der Fall. Echte Dankbarkeit entsteht dort, wo auch schwierige Dinge ausgesprochen werden dürfen. Wo Kritik möglich ist, ohne Beziehung zu gefährden.
In der Mediation erlebe ich oft, dass ein einziger Moment ehrlicher Wertschätzung mehr bewirkt als viele Argumente. Dankbarkeit öffnet den Raum für Menschlichkeit und damit für Veränderung.
Fazit
Am Ende eines intensiven Jahres ist Dankbarkeit kein „nice to have“, sondern eine bewusste Entscheidung: den Blick zu heben, den anderen zu sehen, das Gemeinsame zu würdigen.
Wer dankbar ist, verliert nichts an Ehrgeiz. Man gewinnt an Bewusstheit.
Und vielleicht ist genau das der Kern von Teamkultur: nicht nur gemeinsam zu arbeiten, sondern gemeinsam zu wachsen – in Leistung, in Vertrauen und im Menschsein.