Menschen haben Emotionen. Ob in Österreich oder Bosnien, ob in einer hitzigen Debatte oder einem stillen Augenblick, Emotionen sind omnipräsent. Aber welche Rolle spielen diese Emotionen in der Mediation? Und vor allem: Wie gehe ich als Mediatorin damit um, ohne selbst in den emotionalen Strudel hineingezogen zu werden?
EMOTIONEN
Jeder Konflikt birgt Emotionen – ob Ärger, Frust, Trauer, vielleicht sogar Scham oder Angst. Diese Emotionen sind oft das Herzstück eines Konflikts und können, wenn sie nicht angesprochen werden, wie ein Schatten über dem Prozess hängen. Menschen kommen selten mit einem reinen Sachproblem in die Mediation, sondern mit einer ganzen Palette von Gefühlen, die häufig unausgesprochen bleiben. Meine Aufgabe ist es, diesen Raum zu öffnen und das Unausgesprochene ansprechen.
Doch Achtung: Es gibt hier keine universelle Checkliste nach dem Motto „Trauer = Einfühlsam nicken" oder „Wut = Bitte auf Abstand bleiben". Vielmehr geht es darum, Emotionen nicht nur zuzulassen, sondern ihnen auch mit Respekt zu begegnen. Emotionen sind keine Störenfriede – sie sind der Wegweiser zu unseren Bedürfnissen.
HUMOR UND EMOTIONEN. GEHT DAS?
Im letzten Blogpost ging es um Humor in der Mediation, und jetzt spreche ich über Emotionen. Vielleicht fragt man sich da: Wie passt das zusammen? Ganz wunderbar, sage ich! Humor und Emotionen sind keine Gegensätze, sondern können Hand in Hand gehen. Ein gut platzierter humorvoller Moment, wenn die Spannung am höchsten ist, kann den emotionalen Druck aus einem Raum nehmen und allen Parteien einen kleinen emotionalen "Reset" ermöglichen.
Aber hier gilt: Feingefühl ist alles! Nicht jeder Konflikt ist reif für Humor – besonders wenn Wut oder Trauer im Spiel sind. Doch wenn der richtige Moment kommt, kann ein Lächeln oder ein sanfter Witz die Atmosphäre entspannen, wo vorher nur Spannungen herrschten.
WUT, TRÄNEN UND MITGEFÜHL. WIE BLEIBE ICH ALS MEDIATORIN NEUTRAL?
Ein weiterer wichtiger Punkt: Wie gehe ich als Mediatorin mit den Emotionen der Beteiligten um, ohne uns selbst zu verlieren? Es ist ein Balanceakt zwischen Einfühlsamkeit und professioneller Distanz. Wenn eine Partei in Tränen ausbricht oder wütend auf den Tisch schlägt, ist es verlockend, mit voller emotionaler Wucht mitzufühlen.
Ich denk mir da immer: „Es geht nicht um mich.“ Meine Aufgabe ist es, den Prozess zu leiten, nicht die Emotionen der Parteien zu tragen. Ich bin sozusagen ein Anker, der das Boot der Mediation stabil hält, auch wenn der Sturm tobt.
Ich sehe Emotionen als eine Chance. Wenn ich Emotionen erkenne und anspreche, gebe ich den Konflikparteien Raum, sich zu öffnen. Denn oft sind es die unausgesprochenen Verletzungen, die Angst, nicht gehört zu werden, oder die Enttäuschung, dass Erwartungen nicht erfüllt wurden, die den Konflikt verstärken.
FAZIT
Emotionen sind die treibende Kraft hinter jedem Konflikt und gehören daher auch zur Mediation. Sie sind unvermeidlich, oft herausfordernd, aber letztendlich der Weg zur Lösung.
Und als Mediatorin scheue ich mich nicht, diese Kraft zu nutzen.