Was uns nonverbale Kommunikation verrät
- darijatokalic
- vor 5 Tagen
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In der Mediation sitzen sich zwei Menschen gegenüber, sagen höflich „Ich verstehe schon…“ und doch schreit die Körpersprache: „Ich will hier einfach nur raus!“.
Das ist die Kraft der nonverbalen Kommunikation, sie spricht oft lauter als jedes Wort. Aber was genau ist das eigentlich?
Was ist nonverbale Kommunikation?
Sie bezeichnet alle Formen der Verständigung ohne Worte. Sie ist ein zentraler Bestandteil zwischenmenschlicher Interaktion und oft sogar aussagekräftiger als das Gesagte.
Man geht davon aus, dass der Großteil unserer Kommunikation nonverbal abläuft. Das bedeutet: Wir „sprechen“ die meiste Zeit mit unserem Körper, unserer Stimme, unseren Blicken, ohne es bewusst zu merken.
Die wichtigsten Arten nonverbaler Kommunikation
1. Körperhaltung: Die Art, wie jemand sitzt, steht oder sich bewegt, sagt viel über die innere Haltung aus. Zum Beispiel:
Aufrechte, offene Haltung = Interesse, Selbstsicherheit
Hängende Schultern, in sich zusammengesunken = Unsicherheit, Rückzug
Verschränkte Arme = Schutz, Abwehr, Konzentration, Kälte
2. Mimik: Unser Gesicht ist ein wahres Kommunikationsinstrument. Es zeigt Emotionen in Sekundenschnelle. Und das oft unbewusst. Zum Beispiel:
Lächeln = Zustimmung, Freundlichkeit, Zugewandtheit
Stirnrunzeln = Skepsis, Ärger, Nachdenken
Zucken mit der Augenbraue, Blinzeln, schiefe Mundwinkel = oft Mikroausdrücke für unterdrückte Gefühle
3. Gestik: Bewegungen von Händen und Armen begleiten oder ersetzen Sprache. Zum Beispiel:
Zeigefinger = Dominanz, Angriff, Kontrolle
Offene Handflächen = Ehrlichkeit, Offenheit
Unruhiges Fuchteln = Nervosität, Unruhe
Gestik ist auch kulturell geprägt. Was in einem Land als freundlich gilt, kann in einem anderen unhöflich wirken.
4. Blickverhalten: Der Blickkontakt spielt eine zentrale Rolle in Beziehungen und Gesprächen. Zum Beispiel:
Direkter Blick = Interesse, Aufmerksamkeit
Blickkontakt vermeiden = Unsicherheit, Ausweichen, Ablehnung
Langer, starrer Blick = Macht, Provokation, Bedrohung
Die Art, wie wir jemanden ansehen oder eben nicht, beeinflusst maßgeblich die Gesprächsdynamik.
5. Proxemik = Raum- und Distanzverhalten: Wie nah stehen wir zueinander? Wie viel Raum nehmen wir ein?
Zu nah = kann als aufdringlich empfunden werden
Zu weit = wirkt distanziert oder desinteressiert
Jeder Mensch und auch jede Kultur haben ein inneres Distanzempfinden. Überschreitungen lösen schnell Unwohlsein und/oder Konflikte aus.
6. Paraverbale Kommunikation (Stimme, Tonfall, Sprechweise): Zählt zur nonverbalen Ebene, obwohl sie mit Sprache zu tun hat. Es geht nicht darum, was gesagt wird, sondern wie:
Tonhöhe, Lautstärke, Sprechtempo, Pausen, Betonung
Ein einfaches „Ach so.“ kann neugierig, skeptisch, wütend oder enttäuscht klingen,je nach Stimmfarbe.
7. Äußeres Erscheinungsbild: Dazu zählen Kleidung, Frisur, Haltung, Pflege, auch das ist nonverbale Kommunikation. Menschen treffen - oft unbewusst - erste Urteile in Sekunden. In beruflichen oder formellen Kontexten ist das Auftreten oft Teil der bewussten Selbstdarstellung.
Warum ist nonverbale Kommunikation so wichtig – besonders in Konflikten?
Weil wir Menschen emotional gesteuert sind und nonverbale Signale oft direkter, intuitiver und ehrlicher wirken als Worte. In der Mediation zeigt sich oft:
Das Problem liegt nicht in dem, was gesagt wurde – sondern wie es gesagt wurde.
Hier sind ein paar Gründe, warum nonverbale Kommunikation entscheidend ist:
1. Sie transportiert echte Emotionen. Auch wenn jemand sagt „Ich bin nicht wütend.“, eine angespannte Kieferpartie oder harte Stimme verrät oft das Gegenteil.
2. Sie beeinflusst Vertrauen. Menschen nehmen Unstimmigkeiten zwischen Wort und Körpersprache schnell wahr – und spüren: Da stimmt was nicht.
3. Sie kann eskalieren oder deeskalieren. Ein Augenrollen kann einen Konflikt auslösen. Ein offener Blick oder ein Nicken kann ihn beruhigen, ganz ohne Worte.
Fazit
Nonverbale Kommunikation ist wie ein zweiter Gesprächskanal. Ständig aktiv, ob wir wollen oder nicht. Wer lernt, diesen Kanal bewusst wahrzunehmen, kann Konflikte früher erkennen, besser verstehen und oft auch schneller lösen. Denn manchmal sagt ein einziger Blick mehr als 1000 Worte. Und manchmal reicht ein stilles Nicken, um Brücken zu bauen.